KLEINE LEDERKUNDE


Die kleine Lederkunde: Was ist Leder?

 

 Leder besteht aus Kollagenfasern, einem Eiweißkörper. Jede Kollagenfaser besteht aus bis zu 2 Mio. Fibrillen. Das gegerbte Leder besteht je nach Lederart und Gerbart aus 45-75% Hautsubstanz, 8-45% Gerbstoffen, 1-25% Fett, bis zu 3% Farbstoffen und Pigmentfarben und aus 8-15% Feuchtigkeit. Bei der Pflanzengerbung liegt der Gerbstoffanteil bei bis zu 45%, bei der Chromgerbung bis 30%.


Leder wird hauptsächlich bei der Herstellung von Schuhen, Bekleidung, Möbeln, Autos, Taschen und Gürteln verarbeitet. Jährlich werden circa 500.000 Tonnen Leder produziert, das entspricht in etwa 1,5 Milliarden Quadratmetern. Leder ist ein Naturprodukt, strapazierfähig und wärmeisolierend. Leder hat aber auch einen technischen Vorteil vor Alternativmaterialien: Ein Gramm Leder hat bis zu 300 Quadratmeter innere Oberfläche. Kein Ersatzstoff erreicht dies annähernd. Dadurch kann Leder bis zu 30% Wasser aufnehmen, ohne "nass" zu sein (in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit). So aufgenommene Feuchtigkeit wird vom Leder nach außen wieder abgegeben. Über diese Eigenschaften verfügen Textilien nicht. Insbesondere als Herstellungsmaterial für Schuhe, Bekleidung oder Handschuhe ist Leder damit klar im Vorteil und bietet einen konkurrenzlosen Komfort.

 



Unterschiedliche Leder-Arten:


Glattleder

Mit dem Begriff Glattleder bezeichnet man alle Lederarten, deren Narbenseite nach außen verarbeitet ist.

Glattleder können oberflächengefärbt (auch: pigmentiert oder gedeckt) oder offenporig (Anilinleder) sein und weisen je nach Dicke der Oberflächenfärbung unterschiedliche Eigenschaften auf. Anilinleder fühlen sich schöner an, bleichen aber leichter aus und sind sehr fleckenempfindlich. Oberflächengefärbte Leder sind deutlich unempfindlicher gegen Flecken und Ausbleichen, fühlen sich dafür aber nicht so schön weich und warm an.

 

Anilinleder

Bei Anilinledern handelt es sich um offenporiges Glattleder, ohne Pigmentschicht (Farbschicht) auf der Oberseite, welches mit Anilinstoffen im Bad durchgefärbt werden. Die natürliche Beschaffenheit des Hautmaterials ist bei diesem Lederart deutlich zu erkennen und gilt somit in der Regel als sehr teures und wertvolles Leder. Da die Poren nicht wie bei pigmentiertem Glattleder versiegelt sind, sind sie sehr anfällig für Verschmutzung, Verfettung und Ausbleichen durch Sonnenlicht.

 

Als Semi-Anilinleder werden Leder bezeichnet, die nur eine schwache Pigmentschicht aufweisen.

 

Rauleder

Rauleder ist der Oberbegriff für alle veloursartigen Oberflächen im Lederbereich. Es ist ein in der Oberfläche geschliffenes Leder mit einer mehr oder weniger samtigen Oberfläche. Die Vorteile sind ein angenehm warmer Griff und eine schöne Struktur. Narbenseitig geschliffenes Rauleder wird als Nubuk bezeichnet, Rauleder aus dem Fleischspalt nennt sich Veloursleder. Auch die nach außen verarbeitete, unbeschichtete Rückseite eines Glattleders, Lammfells oder Kuhfells wird als Veloursleder bezeichnet.

 

Dickleder

Dickleder sind Leder mit einer Stärke von mehr als 1,4 Millimetern. Normales Polsterleder hingegen weist in der Regel nur eine Dicke von 0,9 bis 1,2 Millimetern auf.

 

Büffelleder

Büffelleder sind offene, grobporige Leder.

Sie sind sehr langlebig und robust, werden aber mit der Zeit glänzend und speckig und können ausbleichen.

 

Reptilienleder

Der Begriff Reptilienleder meint alle Leder, die von Reptilien wie Schlangen, Krokodilen und Alligatoren stammen. Sie werden in der Regel zur Herstellung kostbarer Schuhe und Handtaschen verwendet und sind oft glanzgestoßen. Wir distanzieren uns jedoch von dieser Lederart und verwenden keine Reptilienleder, sondern ausschliesslich Kunstleder mit Reptilienhaut-Prägung.

 

Nappaleder

Nappaleder ist die Allgemeinbezeichnung für Leder aus Häuten verschiedener Tiere, das mit der Haarseite nach außen, also narbenseitig, verarbeitet wird (Anilinleder, Semianilinleder, gedecktes Leder). Es ist ein weiches, chromgegerbtes, vollnarbiges Glattleder.

 

Nappalanleder

Nappalanleder sind Leder, bei denen eine dünne Farbschicht auf ein Rauleder aufgetragen wurde. Solche Leder sind dann sehr weich, aber die dünne Farbschicht auch sehr abriebempfindlich.

 

 Kunstleder

 Kunstleder gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Unter Kunstleder versteht man Materialien, die wie Leder aussehen, aber nicht als solche deklariert werden dürfen, weil es sich nicht um Leder im Sinne der Definiton handelt.

 

 Optisch ist es den Herstellern sehr gut gelungen, eine Lederoberfläche zu imitieren. Die technischen Eigenschaften von Leder (Atmungsaktivität, Wasserdampfdurchlässigkeit etc.) werden von Kunstleder aber nicht annähernd erreicht. Daher ist Kunstleder bisher meist die preiswerte Alternative zu Echtleder.

 

Es gibt aber auch Bereiche, in denen Kunstleder geeigneter ist als Leder. Eine Motorradsitzbank, die Außenpolster bei Booten oder die Sitze von Jetski sind haltbarer als die Alternativen in Leder. Sonne und Wasser würden dem Leder zu stark zusetzen.